Motivation


In modernen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaften bilden Rohstoffe eine unverzichtbare Grundlage für die Funktionsfähigkeit und das Wachstum einer Volkswirtschaft.

Die weltweite Bedeutung von Rohstoffen wird aufgrund des sich immer weiter vollziehenden Wandels von Entwicklungs- und Schwellenländern hin zu modernen Industrienationen zunehmen. Dabei hängt Deutschland sehr stark am Rohstofftropf und kann die Rohstoffversorgung nur durch Importe sichern. Während wir bei den mineralischen Rohstoffen in Deutschland über ein beachtliches Potential an Steinen, Erden, Salzen sowie Braunkohle verfügen, sind wir bei den primären Rohstoffen , zu fast 100% auf Importe angewiesen. Es werden Stand heute fast keine eigenen Minen im metallischen Sektor betrieben. Nur durch den Einsatz von Recyclingrohstoffen kann dieser natürlichen Knappheit begegnet werden. Als positiver Ansatz und Beispiel kann hier Wolfram, welches ebenfalls importiert werden muss, gesehen werden. Dabei gewinnt das Recycling, vor allem aus Karbidschrott von Hartmetallen sowie alten Katalysatoren, von Wolfram zunehmend an Bedeutung (Pilarsky 2014:59f).


Insbesondere bei den kritischen Rohstoffen gibt es in Deutschland nahezu keine Vorkommen und vor allem fast keine Produktion. Für einige Rohstoffe besteht folglich ein hohes Risiko für Versorgungsengpässe. Die Nachfrage nach diesen systemrelevanten Rohstoffen wird sich auch in Zukunft weiter erhöhen. So produziert China 97% der Seltenen Erden. Auch die kritischen Rohstoffe Antimon, Fluorit, Graphit, Indium, Magnesium und Wolfram werden zu über 50% bis zu 90% in China produziert. Folglich dominiert und kontrolliert China den Rohstoff-Weltmarkt von dem auch die deutsche Industrie abhängig ist (Pilarsky 2014:51ff). Da die vorhandenen Ressourcen knapp oder noch wirtschaftlich unattraktiv sind, muss auf anderen Wegen der Rohstoffabhängigkeit begegnet werden.


Vision


Die Vision dieses Netzwerkes ist es, mit den Netzwerkpartnern Produkte und technologische Lösungen zu entwickeln, welche den erwähnten Trends angepasst sind, um die Zukunftsfähigkeit dieser Unternehmen durch den Aufbau neuer Geschäftsbereiche bzw. eine breitere Aufstellung am Markt zu sichern. Nachhaltigkeit, Digitalisierung und CO2-Neutralität gehören zu den wichtigsten neuen Marktanforderungen. Die Verbesserung der Werthaltigkeit von Sekundärrohstoffen und die Verwertung zu neuen möglichst hochwertigen Endprodukten bewirkt eine Ressourcenschonung und Optimierung der Kreislaufwirtschaft.

 

Mit der Rückgewinnung von hochwertigen Sekundärrohstoffen durch ein effizienteres Recycling und der Entwicklung neuer Endprodukte und deren Produktionsprozesse kann ein wichtiger Beitrag für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung geleistet werden. Zudem bildet eine umfassende Digitalisierung aller Prozesse ein erhebliches Effizienzpotential, wodurch von der Messung, Sortierung, Trennung, Aufbereitung und Rückgewinnung, bis hin zur Verwertung zu neuen Anwendungen, nicht nur Material und Energie eingespart werden kann, sondern die jeweilige Prozesse auch beschleunigt und standardisiert werden können. Folglich kann eine Win-Win-Situation erreicht werden, da durch die Innovationen sowohl die Wertschöpfung gesteigert und Wettbewerbsvorteile gesichert werden können, ökonomische Faktoren, als auch Ressourcenschutz und -effizienz gestärkt sowie Energieverbrauch und Schadstoffausstöße minimiert werden können, ökologische Faktoren.

 

Ein Ansatz hierzu liegt im Urban Mining. Durch Urban Mining sollen alle Materialien, die für unsere Konsumgesellschaft gebraucht werden wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden. Dies hat den Vorteil, dass somit wertvolle Rohstoffe der Inlandsproduktion wieder zur Verfügung stehen. Zudem wird die Umwelt entlastet, da der Abbau von Rohstoffen einer der größten Eingriffe des Menschen in die Umwelt darstellt. Damit einhergehend sind starke Belastungen für Luft, Boden und Wasser. Ebenso stellt der verfügbare Raum ein Problem dar, da sich die Ballungsräume immer weiter vergrößern und somit der Platz für Deponien immer kleiner wird. Entsorger berichten bereits, dass die Kapazitäten der Deponien in Baden-Württemberg und Niedersachsen äußerst knapp werden. Daher wird ein sehr großer Anteil an „Abfall“ wie z.B. Elektroschrott nach Asien oder Afrika exportiert und dort unter sehr fragwürdigen bis katastrophalen Rahmenbedingungen verwertet. Folglich muss es das Ziel sein mit Hightech-Lösungen in Deutschland die Abfälle wieder zu verwerten und durch Innovationen die Kreislaufwirtschaft anzuschieben sowie die Rohstoffknappheit zu vermindern.

Ziele


Im Netzwerk wird eine Brücke zwischen den leider oft noch unabhängig voneinander agierenden Wirtschaftsbereichen entlang der Wertschöpfungskette im Recyclingsektor gebaut. Somit soll die Brücke vom Pre-Processing, über die Aufbereitung selbst hin zu neuen Endprodukten geschlagen werden. Folglich werden kleinere Entsorger und Recycler mit ingenieursgeprägten Unternehmen aus dem Umweltsektor, Firmen aus dem Bereich Messtechnik sowie dem Maschinen- und Anlagenbau zusammengeführt und Absatzmöglichkeiten durch Einbeziehung größerer Abnehmer aufgezeigt. Hinzu kommen die wissenschaftlichen Einrichtungen, welche das entsprechende Wissen und Lösungsansätze in Netzwerk tragen. Das Netzwerk führt diese Partner aus den teils verschiedenen Wirtschaftsbereichen zusammen, bewegt zum Austausch und regt FuE-Projekte und Kooperationen an. Diese Ziele des vom BMWi geförderten Kooperationsnetzwerks werden durch das Netzwerkmanagement unterstützt.

Folgende Ziele wurden formuliert:

 

Verbesserung der Ressourceneffizienz – Verstärkung des Recyclings

Bis 2020 eine Recyclingquote von 65% für Siedlungsabfälle und eine stoffliche Verwertungsquote von 70% für Bau- und Abbruchabfälle (§14 Abs. 2f KrWG).

 

Einsatzmöglichkeiten von Sekundärrohstoffen ausweiten

Deutschland ist von Rohstoffimporten abhängig, insbesondere im Bereich der kritischen Rohstoffe. Recycling soll einen deutlichen Beitrag zur Verbesserung des Rohstoffangebots und der -abhängigkeit leisten. Noch sind die Einsatzmöglichkeiten von Sekundärrohstoffen begrenzt, weshalb auch hier anzusetzen ist (BGR 2016:12,25f).

 

Wettbewerb in der Entsorgungswirtschaft stärken und Verbraucher schützen

Verbraucher sollen vor überzogener Bürokratie und überhöhten Kosten geschützt werden. Die Abfallwirtschaft soll im internationalen Maßstab konkurrenzfähig bleiben und gleichzeitig sollen die Rahmenbedingungen für Recyclingprodukte und Sekundärrohstoffe verbessert werden (BMWi 2017:1-4).

 

Entwicklung und Realisierung von Projekten

Die Projekte sollen die Kreislaufwirtschaft auf Basis von innovativen Produkten, Anwendungen und Verfahren nachhaltiger und effizienter machen (z.B. innovative Verwertung von CFK-Abfällen zur Bewehrung von Beton, Elementanalyse mit nachgeschalteter Sortierung von Elektroschrottstoffströmen…).

 

Marktanalyse des Bedarfs an neuen Endprodukten, Anwendungen und Verfahren

Die Marktanalyse soll die Anforderungen des Marktes mit den Lösungen im Netzwerk abgleichen.

 

Kommunikation und Veröffentlichung

Kommunikation und Veröffentlichung der Möglichkeiten des Netzwerkes und der im Netzwerk entwickelten Ansätze auch im internationalen Kontext.

 

Interdisziplinarität gewährleisten

Interdisziplinäre Gestaltung innerhalb des Netzwerks, um nicht nur Projekte in horizontaler und vertikaler Richtung der Wertschöpfungskette zu generieren, sondern auch außerhalb der Kernbranchen. Dazu werden u.a. die vorhandenen weiteren Netzwerkkompetenzen der EurA AG genutzt um möglich Überschneidungen zu identifizieren.

Inhalte


Im Netzwerk „RecyKon“ soll eine Optimierung in möglichst vielen Segmenten des Rohstoffkreislaufs angesetzt werden, um nicht nur die Mess-, Sortier-, Trenn- oder Verfahrenstechnik zu verbessern, sondern auch die Aufbereitung und Rückgewinnung von Sekundärrohstoffen sowie letztlich auch die Herstellung von neuen Endprodukten aus Sekundärrohstoffen, wie auch die grün gefärbten Felder der Abbildung zeigen, um die benötigten Absatzmöglichkeiten zu generieren. Gerade die Entwicklung neuer Produkte und Anwendungen aus recycelten Materialien und deren Produktionstechniken werden die Akzeptanz und das Verwertungsinteresse von genutzten Materialien und dadurch die Rückgewinnung von Wertstoffen um ein Vielfaches erhöhen.

 

Langfristig soll sich das Netzwerk zu einer Organisation entwickeln, die über neue, rezyklierte Produkte eine erhöhte Nachfrage nach Sekundärrohstoffen generiert und folglich die Wirtschaftlichkeit der Branche hebt und somit dazu beiträgt neben den wirtschaftlichen Zielen auch die umweltpolitischen Ziele zu erreichen. Dafür wurden verschiedene Kernbereiche/-themen identifiziert, welche im Netzwerk vorrangig betrachtet werden:

  1. „Mess-, Sortier- & Anlagentechnik“
  2. „Kunststoff & Textil – CFK / GFK“
  3. „Elektro- & Metallschrott“
  4. „Abfall & Reststoffe – mineralisch / biogen“

Fazit der Überlegungen zur inhaltlichen Gestaltung des Netzwerkes ist die Tatsache, dass der Recyclingsektor in den nächsten Jahren enorm an volkswirtschaftlicher sowie gesellschaftlicher Bedeutung zunehmen wird. Neben den zuvor aufgeführten Umweltaspekten, Belastungen für Luft, Boden, Raum und Wasser, und den Belangen an die Nachhaltigkeit der jeweiligen Prozesse und Produkte, können im Recyclingsektor neue Arbeitsplätze und Geschäftsfelder geschaffen, die benötigten Flächen für Abfälle minimiert sowie die Akzeptanz und das Vertrauen in recycelte Produkte erhöht werden. Letztlich wird die Nachfrage nach Ressourcen weiter stark steigen, was insbesondere bei den kritischen und mineralischen Rohstoffen zu einer weiteren Verknappung führen wird.

 

Des Weiteren sind die verschiedenen nationalen Regulierungen aktuell für viele, insbesondere in Grenznähe angesiedelte, Unternehmen ein großes Hemmnis, da diese aufgrund ihrer Diversität und Komplexität nur schwer zu bewerkstelligen sind. Beispielsweise ist es ähnlich schwierig Elektroschrott von den Niederlanden nach Deutschland zu versenden, wie von einem afrikanischen Staat aus. Auch dieser Aspekt soll im Netzwerk langfristig angegangen werden, um Barrieren auf nationaler sowie transnationaler Ebene abzubauen.


Abbildung 1: Optimierung der Kreislaufwirtschaft durch Innovationen. Eigene Darstellung (2017).